mHealth, Human-centered design

Die Bedeutung von Patient-centricity in der Entwicklung von digital Health Anwendungen

In der sich schnell verändernden Welt des digitalen Gesundheitswesens ist es unerlässlich, den Patienten in den Mittelpunkt der Konzeption und Entwicklung von Anwendungen zu stellen. Hier ist der Grund dafür.

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In der sich rasant verändernden Welt der digitalen Gesundheitsversorgung ist es unerlässlich den Patienten bei Design und Entwicklung von Anwendungen in den Mittelpunkt zu stellen. Wieso? Weil eine nutzerzentrierte Herangehensweise mehr bedeutet als nur die Schaffung einer visuell ansprechenden Benutzeroberfläche. Vielmehr geht es darum, Anwendungen zu gestalten, die die vielfältigen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patienten berücksichtigen, um Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit für alle sicherzustellen.

Ein wichtiger Aspekt ist hier die Berücksichtigung von krankheits- oder auch altersbedingten Beeinträchtigungen – seien es visuelle Einschränkungen, zittrige Hände, digitale Kompetenz oder andere Herausforderungen. Solche Schwierigkeiten sind bei Patienten keineswegs ungewöhnlich, und das Nichtberücksichtigen dieser Aspekte im Designprozess kann zu Frustration und Abbruch der Nutzung führen – schlussendlich also auch zur Beeinträchtigung des Therapieerfolgs. Es gibt bereits viele bekannte Funktionen & Ansätze, die genutzt werden können, z.B. anpassbare Textgröße, sprachgesteuerter Navigation, Gamification etc., um Patienten mit Einschränkungen eine mühelose Nutzung digitaler Gesundheitsanwendungen zu ermöglichen.

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Des Weiteren ist es wichtig, auch die Unterschiede im Zugang zu digitalen Gesundheitsdiensten zu berücksichtigen. Faktoren wie ein unterschiedliches digitales Kompetenzniveau, verschiedene Internetzugangsmöglichkeiten und geografische Standorte können die Benutzererfahrung stark beeinflussen. Klare und intuitive Benutzeroberflächen sowie zusätzliche alternative Supportmöglichkeiten und Informationskanäle können dazu beitragen, diese Lücken zu schließen und sicherstellen, dass Gesundheitslösungen für alle, unabhängig von ihren individuellen Umständen, zugänglich sind.

Trotz der offensichtlichen Notwendigkeit und Vorteile eines benutzerzentrierten Ansatzes, auch in punkto Zeit- und Investressourcen, sehen wir häufig, dass viele Unternehmen nach wie vor Schwierigkeiten haben, ein User-centered mindset in den Entwicklungsprozessen zu priorisieren. Oft dienen regulatorische Anforderungen als Haupttreiber für die Einbeziehung von User Research, anstatt sich ernsthaft mit den Bedürfnissen der Benutzer auseinanderzusetzen. Diese Zurückhaltung, Nutzer, in diesem Falle Patienten, frühzeitig und in regelmäßigen Abständen in die Entwicklung einzubeziehen, kann zu Lösungen führen, die nicht den Erwartungen entsprechen, und somit zu einer geringeren Zufriedenheit der Patienten und einer geringeren Effektivität der Anwendung führen. In unserer Arbeit haben wir wiederholt beobachtet, dass nach einem UX-Test mit dem fertigen Produkt, eine Markteinführung nicht wie geplant stattfinden konnte, da das Produkt nicht in einer sicheren und effektiven Weise von den Nutzern genutzt werden konnte. Darauf folgten zusätzlichen Iterationen im Designprozess und weitere Nutzertests, was unnötige Zeit- und Kostenüberschreitungen bei den Herstellern verursachte.

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Die Integration von User-centricity in die Entwicklung von digital Health Anwendungen wird immer noch zu wenig berücksichtigt. Es sollte nicht nur eine bewährte Praxis werden, sondern auch als ethische Verpflichtung angesehen werden. Indem wir unsere Bemühungen auf die Patientenerfahrung konzentrieren, können wir Lösungen schaffen, die inklusiv, zugänglich und letztendlich wirksamer bei der Verbesserung der Gesundheitsergebnisse sind. Es ist an der Zeit, von einem regulatorisch getriebenen Ansatz zu einer Herangehensweise überzugehen, die den Nutzer von Anfang an in den Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses stellt, um sicherzustellen, dass digitale Gesundheitslösungen allen Patienten dienen, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Umständen.

Autorin

Tabea Daunus

Tabea ist eine unserer UX Researcherinnen in Hamburg, die seit 2015 User Research Studien durchführt. Als zertifizierte Medical Device-Usability-Expertin (TÜV) interessiert sie sich vor allem für den Bereich der Medizinprodukte-Usability / Human Factors Research. Normen und Richtlinien schrecken sie nicht, und sie arbeitet gerne mit Liebe zum Detail. Neben der Forschung ist sie bei uintent für das Qualitäts- (ISO 9001) und Informationssicherheitsmanagement (TISAX) zuständig.

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