
AI & UXR, CHAT GPT
GPT-5 ist da: Verändert diese UX AI wirklich alles für Researcher:innen?
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18. Sept. 2025
Die Gerüchteküche brodelte monatelang, jetzt ist GPT-5 da. Die Versprechen waren riesig: eine KI, die unseren Arbeitsalltag im UX Research revolutionieren sollte. Aber was ist dran am Hype? Wir haben die neue UX AI in unseren Projekten auf Herz und Nieren geprüft – mit überraschenden und manchmal auch ernüchternden Ergebnissen.
Klar ist: GPT-5 ist kein magischer Autopilot, der uns die Arbeit abnimmt. Aber es ist ein verdammt leistungsfähiger Co-Pilot, der – richtig eingesetzt – den Unterschied machen kann. In diesem Praxistest zeigen wir dir, wo die AI für UX wirklich glänzt, wo sie noch immer stolpert und wie du sie für dein Team und dein Budget optimal nutzt.
Analyse, Daten, Kreativität: Die neue KI im Härtetest
Wir haben uns die Fähigkeiten von GPT-5 in den drei Kernbereichen angeschaut, die für uns im UX-Alltag entscheidend sind: die reine Analyse-Power, der Umgang mit qualitativen Daten und die kreative Unterstützung.
Analyse-Power auf neuem Level? Von Daten-Crunching bis Design-Feedback
Fangen wir mit dem an, was uns am meisten beeindruckt hat: der Umgang mit großen Datenmengen. Wo frühere Modelle bei einer CSV-Datei mit 20.000 Zeilen Nutzerfeedback kapitulierten, fängt für GPT-5 der Spaß erst an. Die Verarbeitung von umfangreichen Datensätzen funktioniert jetzt erstaunlich reibungslos. Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten für quantitative Analysen direkt im Tool.
Dazu passt, dass die mathematische Logik endlich verlässlich ist. GPT-5 nutzt im Hintergrund eine Python-Engine für Berechnungen, was das Risiko für die peinlichen Rechenfehler in Prosa, die wir alle von GPT-4 kannten, massiv reduziert. Solange deine UX Prompts klar sind, liefert die KI saubere Ergebnisse. Das ist ein echter Gewinn, der Zeit spart und die Zuverlässigkeit von schnellen Auswertungen enorm erhöht.
Spannend ist auch die neue multimodale Fähigkeit. Du kannst jetzt einen Screenshot eines UI-Designs hochladen und die KI um Feedback bitten. In unseren Tests hat die AI für UX Research erstaunlich gut Inkonsistenzen im Layout erkannt und sogar auf mögliche Verstöße gegen unser Design-System hingewiesen.
Die Tücken der Präzision: Zwischen verlässlicher Synthese und kreativer Leere
Die neue Präzision ist ein zweischneidiges Schwert. Ja, GPT-5 neigt deutlich seltener zu "Halluzinationen" – also dem Erfinden von Fakten. Es fasst Quellen und Interviews zuverlässiger zusammen, was für die Erstellung von Reports ein Segen ist. Aber diese neue Nüchternheit hat ihren Preis.
Die Antworten fühlen sich oft "kühler" und formelhafter an. Der spielerische, manchmal chaotisch-kreative Funke früherer Modelle ist einer fast schon unterwürfigen Vorsicht gewichen. Für ein schnelles Brainstorming oder die Entwicklung einer mutigen neuen User-Journey ist das ein klarer Rückschritt. Hier zeigt sich, dass ein gutes UX ChatGPT-Modell mehr sein muss als nur ein Fakten-Generator.
Ein perfektes Beispiel dafür ist der Umgang mit Zitaten. Bittet man die KI, exakte, verbatim Zitate aus einem Interview-Transkript zu ziehen, neigt sie hartnäckig dazu, diese zu paraphrasieren. Nur mit sehr expliziten UX Prompts wie "Gib NUR verbatim Zitate ohne jegliche Änderung wieder!" lässt sie sich dazu überreden. Das zeigt: Kontrolle ist gut, ständige Kontrolle ist bei dieser UX AI leider immer noch besser.
Der Workflow-Test: Stolpersteine in der Automatisierung
Der Traum vom vollautomatischen, mehrstufigen Workflow bleibt vorerst ein Traum. Obwohl GPT-5 den Kontext in längeren Gesprächen besser behält, erfordern komplexe Aufgaben weiterhin viel Händchenhalten. Du musst deine Anweisungen in klare, logische Schritte zerlegen, sonst verliert die KI den Faden.
Das wurde in unseren Tests besonders deutlich, als wir den neuen "Agent Mode" ausprobierten. Die Anweisung war simpel: "Analysiere die Ergebnisse aus dem Review-Mining und erstelle daraus eine Präsentation in Google Slides." Fünf Minuten später präsentierte die KI stolz einen Download-Link – zu einer PowerPoint-Datei. Ein kleines, aber bezeichnendes Detail, das zeigt: Für komplexe, zuverlässige Automatisierungen ist die Technologie einfach noch nicht reif genug.
Kontrollverlust oder Effizienz-Gewinn? Die UX von GPT-5
Ironischerweise müssen wir als UX-Expert:innen auch über die User Experience von ChatGPT-5 selbst sprechen. Und hier gibt es Frustpotenzial. Die größte Enttäuschung ist der Wegfall der manuellen Modellauswahl. Ein intransparenter "Model Router" entscheidet nun für uns, welche Version der KI eine Anfrage bearbeitet. Das nimmt uns die Kontrolle, gezielt das kreativste oder das analytischste Modell für eine Aufgabe auszuwählen.
Diese gefühlte Bevormundung, gepaart mit der neuen, seelenlosen Tonalität, führt dazu, dass sich die Interaktion manchmal wie ein Downgrade anfühlt. Es ist ein klassisches Beispiel dafür, wie eine technisch vielleicht überlegene Lösung eine schlechtere Nutzererfahrung schaffen kann, wenn die Bedürfnisse der Anwender:innen ignoriert werden.
Unser Fazit: Wie du die UX AI jetzt für dich nutzt
Also, was ist unser Urteil? GPT-5 ist keine Revolution, aber eine wichtige Evolution. Die AI für UX Research ist erwachsener geworden – analytischer, datengetriebener, aber auch langweiliger.
Der wahre Business-Nutzen liegt aktuell in der Effizienzsteigerung bei klar definierten Aufgaben. Für Entscheider:innen bedeutet das: Richtig eingesetzt, kann diese Technologie die Zeit für quantitative Analysen und die Aufbereitung von Research-Daten drastisch reduzieren und so Budgets schonen.
Deine Best Practices für den Umgang mit GPT-5:
Sei der:die Expert:in, nicht der:die Ausführende: Nutze die KI als Werkzeug zur Beschleunigung, aber behalte immer die inhaltliche Führung. Du gibst die Richtung vor.
Strukturiere deine Befehle: Zerlege komplexe Aufgaben in klare, einzelne Schritte. Je einfacher der Prompt, desto besser das Ergebnis.
Spiele mit den Stärken: Nutze GPT-5 intensiv für die Analyse großer Datenmengen und für UX-Writing-Aufgaben. Hier glänzt die AI für UX wirklich.
Vertraue, aber verifiziere: Überprüfe kritische Ausgaben – Zahlen, Zitate, Fakten – immer. Die KI ist ein Co-Pilot, kein fehlerfreier Kapitän.
Die Entwicklung ist rasant, und die nächste Version kommt bestimmt. Bis dahin gilt es, das Beste aus den Werkzeugen herauszuholen, die wir haben.
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Tara Bosenick
Tara ist seit 1999 als UX-Spezialistin tätig und hat die Branche in Deutschland auf Agenturseite mit aufgebaut und geprägt. Sie ist spezialisiert auf die Entwicklung neuer UX-Methoden, die Quantifizierung von UX und die Einführung von UX in Unternehmen.
Gleichzeitig war sie immer daran interessiert, in ihren Unternehmen eine möglichst „coole“ Unternehmenskultur zu entwickeln, in der Spaß, Leistung, Teamgeist und Kundenerfolg miteinander verknüpft sind. Seit mehreren Jahren unterstützt sie daher Führungskräfte und Unternehmen auf dem Weg zu mehr New Work / Agilität und einem besseren Mitarbeitererlebnis.
Sie ist eine der führenden Stimmen in der UX-, CX- und Employee Experience-Branche.





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