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Zensur trifft KI: Was DeepSeek über Menschenrechte verschweigt – und warum das UX betrifft

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14. Aug. 2025

Künstliche Intelligenz verändert unsere Art, Informationen zu suchen und zu verarbeiten. Sprachmodelle wie ChatGPT sind längst Alltag – nun drängen auch chinesische Systeme wie DeepSeek auf den internationalen Markt. Doch während DeepSeek als leistungsfähige und DSGVO-konforme Alternative beworben wird, mehren sich kritische Stimmen. In Medienberichten ist von versteckter Zensur, mangelnder Transparenz und undurchsichtigen Datenschutzpraktiken die Rede. Grund genug, das System näher zu betrachten. 

 

Ausgangslage: Was ist DeepSeek? 

DeepSeek ist ein KI-gestützter Chatbot aus China, der auf mehreren Sprachen funktioniert und weltweit verfügbar ist – auch in Deutschland. Die Plattform gibt sich betont rechtstreu und sicherheitsbewusst. Es wird versprochen, keine persönlichen Daten zu speichern, keine Nutzerprofile zu erstellen und keine Inhalte zur Modellverbesserung zu verwenden.


Gleichzeitig berichten Aufsichtsbehörden und Tech-Medien von Hosting in China, möglicher Zugriff durch chinesische Staatsorgane und systematischer Inhaltszensur – besonders bei politisch sensiblen Themen. 

Um diesen Widersprüchen auf den Grund zu gehen, wurde DeepSeek mit einfachen, aber gezielten Fragen zu Menschenrechten, Meinungsfreiheit und politischen Ereignissen konfrontiert – jeweils auf Deutsch, Englisch und Chinesisch. Die Ergebnisse sind aufschlussreich. 

 

DeepSeek im Test: Drei Sprachen, drei Wahrheiten 

Um herauszufinden, wie DeepSeek mit sensiblen Themen umgeht, wurde dem System ein kleiner, aber gezielter Stresstest unterzogen: dieselben Fragen – auf Deutsch, Englisch und Chinesisch. Und das Ergebnis? Als hätte man drei völlig verschiedene Systeme befragt. Zum Tian’anmen-Massaker von 1989 erklärte die deutsche Version sachlich, was passiert ist: Proteste, Panzer, Tote, staatliches Schweigen bis heute. In der englischen Version wurde es schon wolkiger – dort war lediglich von Stabilität, wirtschaftlichem Fortschritt und guter Regierungsführung die Rede. Die chinesische Antwort schließlich bestand aus einem Textbaustein über Harmonie und Führung durch die Partei, der mit dem eigentlichen Thema nichts mehr zu tun hatte. Kein Datum, kein Ort, keine Erinnerung – dafür die klare Botschaft: Bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen. 


Auch bei der Frage nach Zensur zeigte sich das Prinzip: Die deutsche Antwort benannte immerhin die Great Firewall und staatliche Kontrolle, während die englische Variante Zensur als „Informationsmanagement“ umschrieb – eine Art digitaler Gartenpflege zum Wohle der Gemeinschaft. In der chinesischen Version wurde nicht nur das Wort „Zensur“ vermieden, sondern gleich der Eindruck vermittelt, dass die Bevölkerung diese Maßnahmen schätze und die Regierung alles richtig mache.


Eine ähnliche Strategie war bei der Frage zu Falun Gong zu beobachten: In allen drei Sprachen wurde die Bewegung als illegale Organisation bezeichnet, allerdings ohne zu erklären, was sie eigentlich ist – und vor allem ohne jeglichen Bezug zu den weltweit dokumentierten Menschenrechtsverletzungen gegen ihre Anhänger. Wer sich mit dem Thema nicht auskennt, bleibt im Ungefähren. Und wer sich auskennt, erkennt die Auslassungen sofort. 


Am deutlichsten wurde die inhaltliche Schieflage bei der Frage nach den Menschenrechten. In allen Versionen klang es, als ginge es vor allem um ökonomische Entwicklung: China habe Millionen aus der Armut geholt, in Bildung investiert und für stabile Lebensverhältnisse gesorgt – was zweifellos stimmt. Doch grundlegende Freiheitsrechte wie Meinungsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz oder Pressefreiheit blieben unerwähnt. Der Begriff „Menschenrechte“ wurde umdefiniert – weg von individuellen Freiheiten, hin zu kollektiven Wohlstandszielen.


Insgesamt zeigt sich: DeepSeek spricht gerne über Fortschritt, Technik, Umweltschutz, wirtschaftliche Entwicklung und nationale Stärke. Sobald es jedoch um staatliches Fehlverhalten, Protestbewegungen oder historische Gewaltakte geht, wird die Sprache weich, ausweichend – oder sie verstummt ganz. 

 

Was bedeutet das für UX? 

User Experience ist mehr als Interface und Bedienbarkeit. Es geht um Vertrauen, Orientierung und die Qualität der Information. Systeme wie DeepSeek verletzen gleich mehrere Grundprinzipien guter UX: 


  • Kohärenz: Unterschiedliche Antworten auf dieselbe Frage – je nach Sprache – untergraben die Glaubwürdigkeit des Systems. 

  • Transparenz: Wer nicht weiß, dass Inhalte ausgelassen oder zensiert werden, trifft Entscheidungen auf unvollständiger Grundlage. 

  • Selbstwirksamkeit: Nutzer:innen werden durch Umformulierungen und Inhaltslücken entmündigt. Die KI „spricht mit gespaltener Zunge“. 


Besonders kritisch wird es, wenn solche Systeme in Bildung, Journalismus oder Forschung integriert werden. Ohne Hinweise auf mögliche Inhaltsfilter entsteht der Eindruck eines neutralen Dialogs – der jedoch nicht existiert. 

 

Datenschutz: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit 

DeepSeek behauptet, DSGVO-konform zu sein. Gleichzeitig ist unklar, wo Nutzerdaten verarbeitet werden, ob chinesische Behörden Zugriff haben und ob Daten wirklich gelöscht werden. Das Versprechen, keine personenbezogenen Daten zu speichern, bleibt vage – insbesondere, wenn bereits Metadaten (z. B. IP-Adresse, Gerätedaten) ausreichen, um Nutzer:innen zu identifizieren. 


UX bedeutet hier auch: Datensouveränität gewährleisten. Ein System, das suggeriert, sicher zu sein, es aber nicht nachprüfbar belegt, erzeugt ein Dark Pattern – eine Benutzerführung, die Vertrauen vorgaukelt, wo Misstrauen angebracht wäre. 

 

Fazit und Empfehlung: UX braucht Verantwortung 

DeepSeek zeigt eindrucksvoll, wie politische Einflussnahme in KI-Dialogsystemen funktionieren kann – und dass solche Systeme keineswegs neutral sind. Für UX bedeutet das: 


  • Designethik wird zur Pflicht: Wer KI integriert, muss sich auch mit deren inhaltlicher Integrität auseinandersetzen. 

  • Transparenz gehört ins Interface: Nutzer:innen müssen sehen können, wo Grenzen liegen – inhaltlich wie technisch. 

  • Prüfen statt vertrauen: Sprachmodelle sollten vor der Integration nicht nur technisch, sondern auch semantisch und ethisch evaluiert werden. 


Denn UX ohne Werte ist bloß Bedienung. Und wir gestalten keine Oberflächen – wir gestalten Beziehungen. Auch die zur Wahrheit.


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AUTHOR

Tara Bosenick

Tara ist seit 1999 als UX-Spezialistin tätig und hat die Branche in Deutschland auf Agenturseite mit aufgebaut und geprägt. Sie ist spezialisiert auf die Entwicklung neuer UX-Methoden, die Quantifizierung von UX und die Einführung von UX in Unternehmen.


Gleichzeitig war sie immer daran interessiert, in ihren Unternehmen eine möglichst „coole“ Unternehmenskultur zu entwickeln, in der Spaß, Leistung, Teamgeist und Kundenerfolg miteinander verknüpft sind. Seit mehreren Jahren unterstützt sie daher Führungskräfte und Unternehmen auf dem Weg zu mehr New Work / Agilität und einem besseren Mitarbeitererlebnis.


Sie ist eine der führenden Stimmen in der UX-, CX- und Employee Experience-Branche.

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