
AI & UXR, CHAT GPT
KI, Bias und die Macht der Frage: Wie Du mit klugen Prompts bessere Antworten bekommst
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17. Juli 2025
Wie objektiv sind KI-Antworten wirklich? Die ernüchternde Wahrheit: Gar nicht. Jede Antwort basiert auf einem Prompt – und jeder Prompt trägt bereits eine Perspektive in sich. Genau hier beginnt das Problem. Aber auch die Lösung.
In unserem neuen Blogartikel (und Whitepaper) zeigen wir: Wer KI sinnvoll nutzt, muss nicht nur Antworten lesen, sondern Fragen stellen können – und zwar kluge, bewusste, bias-sensible Fragen. Oder in Kurzform: Ein guter Prompt ist der beste Bias-Filter.
Warum Bias nicht einfach „wegtrainiert“ werden kann
Bias in KI entsteht nicht erst bei der Ausgabe, sondern tief im Inneren: durch die Trainingsdaten, durch das Ziel des Modells – und nicht zuletzt durch die Fragen, die wir stellen. Dabei zeigt sich immer wieder: 👉 KI spiegelt die Welt nicht – sie verdichtet Wahrscheinlichkeiten.
Ob Du im UX-Research, in der Kommunikation oder Strategiearbeit unterwegs bist: Wer nur plausibel fragt, bekommt meist eine sehr gefällige, aber oft zu glatte Antwort. Die Folge? Reproduktion statt Reflexion.
Der systematische Blick auf Bias: 13 Typen, viele Fallen
Im Whitepaper findest Du eine tabellarische Übersicht mit 13 Bias-Typen – von Training Data Bias über Prompt Bias bis Persona Bias. Für jeden Typ gibt’s:
eine klare Beschreibung,
ein Beispiel aus der Praxis,
eine Vermeidungsstrategie
und einen konkreten Prompt zur Anwendung.
Ein kleiner Vorgeschmack:
🧠 Prompt Bias
Beschreibung: Schon die Formulierung der Frage legt eine Richtung nahe.
Beispiel: „Warum funktioniert Gendern nicht?“
Besserer Prompt: „Bitte prüfe meine Frage auf versteckte Annahmen.“
🌍 Representation Bias
Beschreibung: Gruppen werden klischeehaft oder gar nicht dargestellt.
Beispiel: Trans-Themen nur medizinisch oder juristisch behandelt.
Besserer Prompt: „Was sagen queere oder neurodivergente Personen dazu?“
🗓️ Temporal Bias
Beschreibung: KI weiß nichts über aktuelle Entwicklungen.
Beispiel: Gesetzeslage zu trans Rechten ist von 2022.
Besserer Prompt: „Bitte nenne Dein Wissensdatum – was könnte seither passiert sein?“
Dein Cheat Sheet: 7 Strategien für bias-sensibles Prompting
Hier sind sieben universell einsetzbare Strategien, mit denen Du KI-Antworten fundierter, inklusiver und reflektierter machst:
Neutral formulieren: → „Wie gut ist UX typischerweise in Unternehmen verankert – und woran kann das liegen?“
Perspektivenvielfalt einfordern: → „Bitte nenne mir drei Sichtweisen: konservativ, progressiv und aktivistisch.“
Gegenmeinung aktiv abfragen: → „Was spricht gegen meine These – auch wenn sie plausibel klingt?“
Kulturelle Unterschiede beachten: → „Wie würde das in Deutschland betrachtet?“
Modell zur Selbstreflexion auffordern: → „Welche impliziten Annahmen enthält meine Frage?“
Rollen bewusst setzen: → „Antwort als investigative:r Journalist:in.“
Bias direkt thematisieren: → „Welche Bias könnten in dieser Thematik auftreten – auf Ebene von Daten, Sprache, Perspektiven und Zielen?“
Drei Anwendungsszenarien – und passende Prompts
Wir haben drei typische Use Cases herausgegriffen und passende Prompt-Vorlagen formuliert:
🔍 Interviewleitfäden (UX/Forschung/Transformation)
Ziel: Suggestivfragen und Einseitigkeit erkennen
👉 Prompt:
„Bitte überprüfe den folgenden Interviewleitfaden auf mögliche Bias-Risiken (z. B. implizite Bewertungen, kulturelle Einseitigkeit).“
💬 Corporate-Kommunikation / LinkedIn / Thought Leadership
Ziel: Narrative reflektieren statt reproduzieren
👉 Prompt:
„Gibt es dominante Narrative oder fehlende Stimmen? Welche Gruppen oder Perspektiven kommen zu kurz?“
📈 Strategie / Policy / Unternehmensberatung
Ziel: Multiperspektivisch denken
👉 Prompt:
„Welche impliziten Annahmen liegen dem Plan zugrunde – und wer profitiert (nicht)?“
Fazit: Wer besser fragt, bekommt klügere KI
Perfekte Neutralität gibt es nicht – aber bessere Fragen sehr wohl. Bias in KI lässt sich nicht abschalten, aber mit gutem Prompting lässt sich seine Wirkung deutlich reduzieren. Die Fähigkeit, nicht nur zu fragen, sondern bewusst zu fragen, ist der Schlüssel.
Denn am Anfang jeder guten Antwort steht eine gute Frage. Und die kommt von Dir.
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AUTHOR
Tara Bosenick
Tara ist seit 1999 als UX-Spezialistin tätig und hat die Branche in Deutschland auf Agenturseite mit aufgebaut und geprägt. Sie ist spezialisiert auf die Entwicklung neuer UX-Methoden, die Quantifizierung von UX und die Einführung von UX in Unternehmen.
Gleichzeitig war sie immer daran interessiert, in ihren Unternehmen eine möglichst „coole“ Unternehmenskultur zu entwickeln, in der Spaß, Leistung, Teamgeist und Kundenerfolg miteinander verknüpft sind. Seit mehreren Jahren unterstützt sie daher Führungskräfte und Unternehmen auf dem Weg zu mehr New Work / Agilität und einem besseren Mitarbeitererlebnis.
Sie ist eine der führenden Stimmen in der UX-, CX- und Employee Experience-Branche.
