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Alles, was du über Tokens, Datenmengen und die Verarbeitung in ChatGPT wissen musst
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Nov 26, 2024
Einführung in Tokens und verarbeitbare Datenmengen
Wenn Du mit ChatGPT arbeitest, wirst Du schnell auf ein zentrales Konzept stoßen: Tokens. Aber was sind Tokens eigentlich, und warum sind sie wichtig? Tokens sind die kleinsten Informationseinheiten, die das Modell verarbeiten kann – das können ganze Wörter, Teile von Wörtern oder sogar Satzzeichen sein. Die Länge eines Tokens variiert also je nach Sprache und Kontext, aber im Durchschnitt kann man sagen, dass ein Token etwa 4 Zeichen oder 0,75 Wörter umfasst.
Warum ist das relevant? Weil die maximale Anzahl an Tokens, die ChatGPT in einem Gespräch oder einer Analyse verarbeiten kann, entscheidend dafür ist, wie viel Information auf einmal durch das Modell passt. Momentan liegt das Token-Limit bei 8192 Tokens. Das bedeutet, dass der gesamte Inhalt – sowohl Deine Fragen oder Daten als auch die Antworten, die ChatGPT generiert – dieses Limit nicht überschreiten darf. Diese Token-Begrenzung hat natürlich Einfluss darauf, wie lange ein einzelnes Gespräch sein kann, bevor ältere Teile des Gesprächs „vergessen“ werden.
Zum Vergleich: 8192 Tokens entsprechen etwa 16 bis 20 Buchseiten eines durchschnittlichen Buches, wobei eine Buchseite zwischen 250 und 300 Wörtern umfasst. Diese Rechnung zeigt Dir, dass das Modell ziemlich viel Information in einem Rutsch verarbeiten kann – aber bei langen Texten oder komplexen Daten kann dieses Limit auch schnell erreicht werden.
Umgang mit großen Datenmengen in ChatGPT
Angenommen, Du möchtest ein ganzes Kapitel eines Buches analysieren – im Prinzip kein Problem! Aber was passiert, wenn das Kapitel länger ist als 8192 Tokens? In solchen Fällen kann ChatGPT die Daten nicht komplett in einem Durchgang verarbeiten. Eine gängige Annahme ist, dass das Modell die Daten dann einfach selbstständig in verdauliche Abschnitte aufteilt – aber das passiert nicht automatisch. Die Aufteilung in kleinere Abschnitte und die Kontrolle über den Datenfluss musst Du manuell übernehmen.
Hier ein paar Tipps, wie Du das am besten machst:
Segmentiere Deinen Text in thematisch sinnvolle Abschnitte: Statt alles auf einmal zu schicken, teile den Text in kleinere Blöcke, die zusammenhängend und leichter verdaulich sind.
Verknüpfe die Abschnitte miteinander: Um sicherzustellen, dass der Zusammenhang nicht verloren geht, fasse am Anfang eines neuen Abschnitts kurz zusammen, was bisher besprochen wurde. Das hilft, den Kontext aufrechtzuerhalten.
Kerninformationen identifizieren: Wenn Du weißt, dass bestimmte Teile des Textes wichtiger sind als andere, fokussiere Dich zuerst darauf. So kannst Du das Token-Limit effizienter nutzen.
Strategien zur optimalen Nutzung des Token-Limits
Fokussiere auf wichtige Daten: Um die Token effizient zu nutzen, solltest Du die wichtigsten Punkte identifizieren, bevor Du den Text schickst. Damit sparst Du Platz und erhältst schnell Antworten zu den wirklich relevanten Themen.
Zusammenfassen, wo möglich: Wenn Du eine riesige Datenmenge hast, fasse den Text auf ein Minimum zusammen. Das Ziel ist, so viel wie möglich in die Token-Grenze zu packen, ohne den Kontext zu verlieren.
Iterative Verarbeitung: Wenn der gesamte Kontext wichtig ist, aber die Datenmenge zu groß wird, bearbeite die Informationen iterativ. Das heißt: Reiche die Daten in Teilen ein und fasse nach jedem Abschnitt kurz das Wichtigste zusammen, sodass der Gesamtzusammenhang erhalten bleibt.
Zeitliche Abhängigkeit der Verarbeitung
Vielleicht fragst Du Dich: „Was passiert, wenn ich eine lange Pause in einem Chat mache? Vergisst ChatGPT dann alles?“ Die gute Nachricht: Die Verarbeitung ist nicht zeitabhängig. Egal, ob Du innerhalb von Minuten antwortest oder nach Stunden oder sogar Tagen – solange der Chat geöffnet bleibt und das Token-Limit nicht erreicht ist, bleibt der Kontext erhalten.
Das bedeutet, dass lange Pausen den Chat nicht beeinflussen. Trotzdem kann es bei sehr langen Chats passieren, dass frühere Informationen „vergessen“ werden. Warum? Weil das Token-Limit auch für den gesamten Chat-Verlauf gilt. Wenn das Limit von 8192 Tokens erreicht wird, wird ein sogenannter „Gedächtnisverlust“ angewandt: Ältere Teile des Gesprächs werden entfernt, um Platz für neue Inhalte zu schaffen. Deswegen ist es sinnvoll, den Chat regelmäßig zusammenzufassen oder wichtige Punkte zu wiederholen.
Ein weiteres Detail: Wenn Du große Datenmengen in kleineren Abschnitten verarbeitest, ist es hilfreich, immer klar zu kennzeichnen, wie die Abschnitte zueinander in Beziehung stehen. Das hilft ChatGPT, den Zusammenhang zu verstehen und die Daten richtig zu verarbeiten.
Rückmeldung bei Token-Grenze
Ein wichtiger Punkt, den Du wissen solltest: Sobald das Token-Limit erreicht ist, gibt ChatGPT Bescheid. Das passiert, damit Du rechtzeitig informiert bist und der Kontext nicht unerwartet verloren geht. Du hast dann die Möglichkeit, Teile des Gesprächs zusammenzufassen, irrelevante Informationen zu entfernen oder andere Maßnahmen zu ergreifen, damit die Konversation effizient weiterlaufen kann.
Praktische Tipps und Best Practices
Um das Beste aus ChatGPT herauszuholen, ist es hilfreich, den Fokus auf den Kontext und die Relevanz der Informationen zu legen. Die Genauigkeit und Präzision der Daten, die Du ChatGPT schickst, wirken sich direkt auf die Qualität der Analyse aus. Daher lohnt es sich, die Daten gut vorzubereiten, bevor sie im Chat geteilt werden.
Wenn Du mit besonders großen Datenmengen arbeitest, kann es sinnvoll sein, externe Tools zu verwenden, um Daten zu analysieren, zu kürzen oder zusammenzufassen, bevor Du sie ChatGPT schickst. Auf diese Weise kannst Du den Platz im Token-Limit optimal nutzen.
Bei langen Chats ist es immer eine gute Idee, regelmäßig Kernpunkte zu wiederholen oder Zusammenfassungen zu erstellen. Das hält den Kontext klar und sorgt dafür, dass ChatGPT den Überblick behält.
Falls Du Dich wunderst: Es gibt keine harte Regel für den Tokenverbrauch pro Nachricht. Manchmal kann eine einfache Frage nur wenige Tokens verbrauchen, während eine komplexe Frage oder lange Antwort mehrere hundert Tokens benötigt. Wichtig ist einfach nur, den Überblick zu behalten, damit die Token-Grenze nicht zu früh erreicht wird.
Ausblick auf zukünftige Entwicklungen
Natürlich wäre es schön, wenn wir nie an die Token-Grenze stoßen würden. Tatsächlich gibt es schon Pläne, die verarbeitbare Datenmenge in zukünftigen Versionen von ChatGPT zu erhöhen. Aktuell liegt das Limit bei 8192 Tokens, aber es existieren bereits Varianten wie „GPT-4-32k“, die bis zu 32.000 Tokens verarbeiten können. Das ist viermal so viel wie das aktuelle Limit und ermöglicht es, noch längere Texte oder komplexere Chats in einem Rutsch zu verarbeiten.
Technische Statistiken und Details dieses Chats
Übrigens: Dieser Text ist ca. 1.600 Tokens lang. Und der Chat, mit dem ich diesen Post entwickelt habe, hat etwa 1.000 Tokens verbraucht. Ein gutes Tool zum „Token-Zählen“ ist übrigens https://platform.openai.com/tokenizer. Manchmal bekommt ChatGPT selbst das nämlich nicht hin.
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Tara Bosenick
Tara ist seit 1999 als UX-Spezialistin tätig und hat die Branche in Deutschland auf Agenturseite mit aufgebaut und geprägt. Sie ist spezialisiert auf die Entwicklung neuer UX-Methoden, die Quantifizierung von UX und die Einführung von UX in Unternehmen.
Gleichzeitig war sie immer daran interessiert, in ihren Unternehmen eine möglichst „coole“ Unternehmenskultur zu entwickeln, in der Spaß, Leistung, Teamgeist und Kundenerfolg miteinander verknüpft sind. Seit mehreren Jahren unterstützt sie daher Führungskräfte und Unternehmen auf dem Weg zu mehr New Work / Agilität und einem besseren Mitarbeitererlebnis.
Sie ist eine der führenden Stimmen in der UX-, CX- und Employee Experience-Branche.